December 2023
Objektivtest 100-400
10/12/23 16:18 Filed in: Zubehör
Aus vergangenen Tagen mit der EOS 6D habe ich noch das TAMRON 100-400mm F/4.5-6.3 Di VC USD (UVP 749,-, aktuell bei 699,-) für Vollformat und APS-C. Gepaart mit dem RF/EF-Adapter funktioniert die Linse auch an der Canon EOS R6MkII. An der R5 hatte ich das Objektiv schon abgeschrieben. Die optische Leistung reicht für den 43MP-Sensor definitiv nicht aus. An der 6D mit nur 20 MP waren die Ergebnisse deutlich besser. Also dachte ich mir, vergleiche es doch mal jetzt an der R6MkII mit dem neuen CANON RF 100-400 mm F/5.6-8 IS USM (aktuell zwischen 569-659,-€).
Was ich hier schreibe ist mein Eindruck aus Fotos, die ich bei meinen Spaziergängen geschossen habe. Keine Testcharts, keine Messungen, keine wissenschaftlichen Analysen.
Drei Dinge fallen sofort auf.
1. Das ist schon in der Bezeichnung zu erkennen: Die Blendenöffnung am Canon ist kleiner, als am Tamron. Muss ich mir da Sorgen machen? Warum? Blende 8 an 400 mm ist ja mal nicht so schlecht.
2. Was aber tatsächlich sauer aufstößt: Canon liefert auch dieses Objektiv mal wieder ohne Streulichtblende, die bei Canon mit 99,-€ zu Buche schlägt. Im Handel gibt es sie für rund 64,-. Nachbauten für schlappe 15,-€. Da fragt man sich mal wieder, was sich Canon dabei denkt. Bei den bisherigen RF-Objektiven (100 Makro, 24-105 f4) musste ich am Material der Canon-Geli verzweifeln. Extrem empfindlich. Super reinigungsbedürftig. Du kriechst z.B. mit einem Makroobjektiv durchs Gebüsch. Da schraubt man hier und da an Blättern und Ästen vorbei. Dann kommst du nach dem ersten Einsatz Hause und diese Streulichtblende ist so dermaßen verhunzt, als hättest du das Teil schon zehn Jahre im Feldeinsatz. Die am alten EF 100 sieht immer noch fast aus wie neu, obwohl sie schon 10 Jahre gekratzt wurde…) Zwar bekommt man vieles durch feuchtes Abwischen mit einem guten Mikrofasertuch wieder weg, aber es bleiben schon jetzt Narben übrig. Das ist mir schon am Gehäuse der R aufgefallen und an den Objektiven selbst. Na ja, für 99,- gibt es ja eine neue. Ha ha. Das ist ein dicker Minuspunkt, denn dieses empfindliche Material, oder die Oberfläche, ist Canon nicht würdig. Warum spart man hier? Das frustriert echt.
Die mitgelieferte TAMRON-Streulichtblende dagegen wirkt viel robuster und auch nicht so empfindlich.
Rechnet man den Kaufpreis auf den Kaufpreis des Objektivs drauf, liegen beide Objektive gleich auf.
3. Das Gewicht. Holla… Das Tamron kommt mit 1135 Gramm daher. Canon dagegen gerade mal mit 635 Gramm. Das sind 500 Gramm weniger. Selbst mit dem sonderbaren Extra-Zubehör namens Streulichtblende braucht Canon gerade mal 20 Gramm mehr. Wow, das ist ne positive Marke.
Kommen wir zu meinem optischen und funktionalen Eindruck.
Beim Ablichten von ruhenden Motiven (Vögel auf dem Ast, Gräser, Landschaft) kann ich nur wenig Unterschied feststellen. Bei genauerer Betrachtung ist das Canon detailreicher. So zumindest bei 200% Vergrößerung an einem 27-Zoll 4K-Monitor. Die Bilder des Canon wirken zudem deutlich farbenfroher.
Beim Ablichten von bewegten Motiven hat das CANON ebenfalls die Nase vorn. Einen Silberreiher im Flug verfolgt. Mit beiden Objektiven die Kamera eingeschaltet und den Vogel gesucht. Das allein ist schon nicht ganz so einfach. Wenn man ihn dann im Bild hat und den Auslöser zur Fokussierung drückt, pumpen beide erst mal, bis sie etwas ausmachen können. Das Canon bleibt anschließend auf dem Vogel. Das Tamron scheint hier ab und an den Vogel zu verlieren und so irrte der Fokus umher. Insgesamt wirkt das Tamron langsamer, als das Canon.
Nun sollte man den richtigen Fokusbetrieb einschalten, der das Schwenken unterstützt. Sowohl Tamron, als auch Canon bieten am Objektiv eine entsprechende Schaltung. In der Kamera ist die Fokussierung auf sich schnell bewegende Motive eingestellt. Und natürlich die Motiverkennung auf Tiere.
Wenn Du als Fotograf keine Erfahrung mit dem Verfolgen von Vögeln hast und dann gleich auf 400mm Brennweite loslegst, dann kann man vermutlich nicht viel Gutes erwarten. Aber man glaubt ja hochwertige Technik in Händen zu halten, deren Autofokus in höchsten Tönen gelobt wird. Im Grunde liegt es an Dir, wie gut Du "zielen" kannst und das Objekt erfassen kannst. Den Rest macht dann der Autofokus. Denkt man. Hier spielt es keine Rolle, welches Objektiv aufgesetzt war. Es kommt darauf an, ob es auch etwas zu erkennen gibt. Verfolgst Du einen Kormoran oder Graureiher vor herbstlichen Bäumen mit kaum noch Laub auf dem Geäst, dann weiß ich nicht, ob irgendeine Kamera in der Lage ist, den gut 50 Meter entfernten Vogel zu finden. Möglicherweise mit prallem Sonnenlicht. Oder mit einem unbezahlbaren Profiobjektiv… Wenn Du aber ruhig ansetzt, den Vogel ins Visier nimmst, zuerst mal die Umgebung des Vogels anfokussierst, dann ist schon mal ein guter Teil getan. Anschließend nimmst Du den Vogel direkt ins Visier (ich habe den zentrierten Fokuspunkt mit automatischer Motivverfolgung gewählt) dann klappt das ganz gut. Beide Linsen schaffen auch noch den Graureiher. Der Silberreiher bietet deutlich mehr Kontrast vor den Bäumen und ist einfacher zu verfolgen.
So habe ich dann einige Versuche gemacht. Mal den Silberreiher. Mal den Graureiher. Mal nen Kormoran durch den Himmel gleitend. Der Eisvogel, der zwischendurch über den See huschte, war zu schnell…
Die Ergebnisse sind aber immer die gleichen gewesen. Das Tamron bleibt hinter dem Canon zurück. Die Bilder der fliegenden Vögel erreichen allesamt nicht die Schärfe des Canon Objektivs.
Ich werde noch weitere Versuche machen. Momentan tendiere ich zum Canon RF 100-400. Schon wegen des geringeren Gewichts. Das Tamron wirkt zwar etwas wertiger und mag dem ein oder anderen wegen des Gewichts besser in der Hand liegen, aber qualitativ bringen die 500 Gramm nichts so sehr Verwertbares mit sich, dass man sie in Kauf nehmen müsste. An der 6D waren die Ergebnisse sehr zufriedenstellend. Da hatte ich aber keine CANON-Linse zum Vergleich.
Man soll ja durchaus ein-zwei Blenden abblenden, um optimale Schärfe zu erreichen. Berücksichtigt man jetzt, dass ich durchweg auf Blende 8 fotografiert habe, dann ist es doch erstaunlich, dass das Tamron nicht besser gefällt, da es bei 400 mm dann 2 Blenden abgeblendet ist. Das Canon liefert also bei Offenblende mehr Schärfe, als das Tamron abgeblendet.
Mein Fazit: Das Tamron 100-400 wurde geschaffen für den EF-Anschluss und stand natürlich in Konkurrenz mit dem EF 100-400, das deutlich teurer ist als 750,-€. Dass nun Canon so ein kostengünstiges Leichtgewicht auf dem Markt hat, welches das Tamron (das nach professionellen Tests dem Canon Ef 100-400 kaum nachstehen soll) meiner Meinung nach übertrumpft, ist erfreulich überraschend. Plündert Canon doch mit den RF-Objektiven der L-Serie die Anwender gerade regelrecht aus. Das 100-400 ist aber kein L-Objektiv und hat somit keine Gummilippe. Tamron hat diese.
Ich würde sagen: Canon: 85 Punkte, Tamron 80 Punkte.
Was ich hier schreibe ist mein Eindruck aus Fotos, die ich bei meinen Spaziergängen geschossen habe. Keine Testcharts, keine Messungen, keine wissenschaftlichen Analysen.
Drei Dinge fallen sofort auf.
1. Das ist schon in der Bezeichnung zu erkennen: Die Blendenöffnung am Canon ist kleiner, als am Tamron. Muss ich mir da Sorgen machen? Warum? Blende 8 an 400 mm ist ja mal nicht so schlecht.
2. Was aber tatsächlich sauer aufstößt: Canon liefert auch dieses Objektiv mal wieder ohne Streulichtblende, die bei Canon mit 99,-€ zu Buche schlägt. Im Handel gibt es sie für rund 64,-. Nachbauten für schlappe 15,-€. Da fragt man sich mal wieder, was sich Canon dabei denkt. Bei den bisherigen RF-Objektiven (100 Makro, 24-105 f4) musste ich am Material der Canon-Geli verzweifeln. Extrem empfindlich. Super reinigungsbedürftig. Du kriechst z.B. mit einem Makroobjektiv durchs Gebüsch. Da schraubt man hier und da an Blättern und Ästen vorbei. Dann kommst du nach dem ersten Einsatz Hause und diese Streulichtblende ist so dermaßen verhunzt, als hättest du das Teil schon zehn Jahre im Feldeinsatz. Die am alten EF 100 sieht immer noch fast aus wie neu, obwohl sie schon 10 Jahre gekratzt wurde…) Zwar bekommt man vieles durch feuchtes Abwischen mit einem guten Mikrofasertuch wieder weg, aber es bleiben schon jetzt Narben übrig. Das ist mir schon am Gehäuse der R aufgefallen und an den Objektiven selbst. Na ja, für 99,- gibt es ja eine neue. Ha ha. Das ist ein dicker Minuspunkt, denn dieses empfindliche Material, oder die Oberfläche, ist Canon nicht würdig. Warum spart man hier? Das frustriert echt.
Die mitgelieferte TAMRON-Streulichtblende dagegen wirkt viel robuster und auch nicht so empfindlich.
Rechnet man den Kaufpreis auf den Kaufpreis des Objektivs drauf, liegen beide Objektive gleich auf.
3. Das Gewicht. Holla… Das Tamron kommt mit 1135 Gramm daher. Canon dagegen gerade mal mit 635 Gramm. Das sind 500 Gramm weniger. Selbst mit dem sonderbaren Extra-Zubehör namens Streulichtblende braucht Canon gerade mal 20 Gramm mehr. Wow, das ist ne positive Marke.
Kommen wir zu meinem optischen und funktionalen Eindruck.
Beim Ablichten von ruhenden Motiven (Vögel auf dem Ast, Gräser, Landschaft) kann ich nur wenig Unterschied feststellen. Bei genauerer Betrachtung ist das Canon detailreicher. So zumindest bei 200% Vergrößerung an einem 27-Zoll 4K-Monitor. Die Bilder des Canon wirken zudem deutlich farbenfroher.
Beim Ablichten von bewegten Motiven hat das CANON ebenfalls die Nase vorn. Einen Silberreiher im Flug verfolgt. Mit beiden Objektiven die Kamera eingeschaltet und den Vogel gesucht. Das allein ist schon nicht ganz so einfach. Wenn man ihn dann im Bild hat und den Auslöser zur Fokussierung drückt, pumpen beide erst mal, bis sie etwas ausmachen können. Das Canon bleibt anschließend auf dem Vogel. Das Tamron scheint hier ab und an den Vogel zu verlieren und so irrte der Fokus umher. Insgesamt wirkt das Tamron langsamer, als das Canon.
Nun sollte man den richtigen Fokusbetrieb einschalten, der das Schwenken unterstützt. Sowohl Tamron, als auch Canon bieten am Objektiv eine entsprechende Schaltung. In der Kamera ist die Fokussierung auf sich schnell bewegende Motive eingestellt. Und natürlich die Motiverkennung auf Tiere.
Wenn Du als Fotograf keine Erfahrung mit dem Verfolgen von Vögeln hast und dann gleich auf 400mm Brennweite loslegst, dann kann man vermutlich nicht viel Gutes erwarten. Aber man glaubt ja hochwertige Technik in Händen zu halten, deren Autofokus in höchsten Tönen gelobt wird. Im Grunde liegt es an Dir, wie gut Du "zielen" kannst und das Objekt erfassen kannst. Den Rest macht dann der Autofokus. Denkt man. Hier spielt es keine Rolle, welches Objektiv aufgesetzt war. Es kommt darauf an, ob es auch etwas zu erkennen gibt. Verfolgst Du einen Kormoran oder Graureiher vor herbstlichen Bäumen mit kaum noch Laub auf dem Geäst, dann weiß ich nicht, ob irgendeine Kamera in der Lage ist, den gut 50 Meter entfernten Vogel zu finden. Möglicherweise mit prallem Sonnenlicht. Oder mit einem unbezahlbaren Profiobjektiv… Wenn Du aber ruhig ansetzt, den Vogel ins Visier nimmst, zuerst mal die Umgebung des Vogels anfokussierst, dann ist schon mal ein guter Teil getan. Anschließend nimmst Du den Vogel direkt ins Visier (ich habe den zentrierten Fokuspunkt mit automatischer Motivverfolgung gewählt) dann klappt das ganz gut. Beide Linsen schaffen auch noch den Graureiher. Der Silberreiher bietet deutlich mehr Kontrast vor den Bäumen und ist einfacher zu verfolgen.
So habe ich dann einige Versuche gemacht. Mal den Silberreiher. Mal den Graureiher. Mal nen Kormoran durch den Himmel gleitend. Der Eisvogel, der zwischendurch über den See huschte, war zu schnell…
Die Ergebnisse sind aber immer die gleichen gewesen. Das Tamron bleibt hinter dem Canon zurück. Die Bilder der fliegenden Vögel erreichen allesamt nicht die Schärfe des Canon Objektivs.
Ich werde noch weitere Versuche machen. Momentan tendiere ich zum Canon RF 100-400. Schon wegen des geringeren Gewichts. Das Tamron wirkt zwar etwas wertiger und mag dem ein oder anderen wegen des Gewichts besser in der Hand liegen, aber qualitativ bringen die 500 Gramm nichts so sehr Verwertbares mit sich, dass man sie in Kauf nehmen müsste. An der 6D waren die Ergebnisse sehr zufriedenstellend. Da hatte ich aber keine CANON-Linse zum Vergleich.
Man soll ja durchaus ein-zwei Blenden abblenden, um optimale Schärfe zu erreichen. Berücksichtigt man jetzt, dass ich durchweg auf Blende 8 fotografiert habe, dann ist es doch erstaunlich, dass das Tamron nicht besser gefällt, da es bei 400 mm dann 2 Blenden abgeblendet ist. Das Canon liefert also bei Offenblende mehr Schärfe, als das Tamron abgeblendet.
Mein Fazit: Das Tamron 100-400 wurde geschaffen für den EF-Anschluss und stand natürlich in Konkurrenz mit dem EF 100-400, das deutlich teurer ist als 750,-€. Dass nun Canon so ein kostengünstiges Leichtgewicht auf dem Markt hat, welches das Tamron (das nach professionellen Tests dem Canon Ef 100-400 kaum nachstehen soll) meiner Meinung nach übertrumpft, ist erfreulich überraschend. Plündert Canon doch mit den RF-Objektiven der L-Serie die Anwender gerade regelrecht aus. Das 100-400 ist aber kein L-Objektiv und hat somit keine Gummilippe. Tamron hat diese.
Ich würde sagen: Canon: 85 Punkte, Tamron 80 Punkte.