oder: Viehtrieb durch die Stadt
Da auch in Istanbul am Galataport mehr als nur 1 Kreuzfahrtschiff täglich anlegt, ist die Menschenmasse nicht unerheblich. Aber Istanbul ist groß und man kann auf vielfältige Weise Istanbul erkunden, oder mit Touren den Menschen nahe bringen, ohne dass alle zur selbenen Zeit zu den selben Gebäuden rennen. Die Norwegian hat es so organisiert, dass es genug unterschiedliche Touren gibt, die zeitlich dann auch so sortiert sind, dass man sich trifft, aber nicht unbedingt vollständig im Wege steht. Andere machen das nicht so, da kamen dann Gleichzeit 4-5 Gruppen an der gleichen Location an.
Unser Guide war informativ und nett. Er redete wie ein türkischer Wasserfall und schüttete uns mit Informationen zu. Links, rechts, damals, heute… Wie bereits gestern in Kusadasi klagte er sein Leid über die wirtschaftliche Situation, die Inflation (100% seit letztem Jahr) und die allgemeine Unlust die Regierung weiter zu unterstützen. Man fragt sich, wie der wiedergewählt wurde, wenn ihn niemand haben will…
Wir fuhren an eine Stelle südlich des Sultan Achmed Parks. Von dort aus machten wir 15 Minuten auf den Weg zur blauen Moschee. Am Park angelangt erklärte uns der Guide, dass wir jetzt keine Fotos machen müssten, wir kämen noch öfter zu diesem Platz. Das hieß dann knapp 30 Minuten Schlangestehen. Ohne Schlange geht es hier nur, wenn man ganz früh da ist, oder es so dermaßen regnet, dass keiner vor die Tür will. Nach dem Einlass mussten die Schuhe runter und die Damen mussten ihr Haar bedecken. Tatsächlich gab es Männer, die in kurzen Hosen versuchten, Einlass zu bekommen. Die bekamen einen provisorischen Rock. Es ist einfach ein religiöser Ort und da gelten die Regeln des Hauses. Wem das nicht passt, der muss draußen bleiben. In jeder christlichen Kirche hat man z.B. den Hut abzunehmen. Egal. Weiter ging es dann in die Moschee.
Blau? Kein Schimmer. An der ein oder anderen Stelle war zu erahnen, was geminnt ist und mit dem entsprechenden Licht kann es durchaus blau schimmern. Zur aktuellen Tageszeit mit der Sonneneinstrahlung gab es nur wenige bläuliche Stellen. Was aber dem Tempel an sich keinen Abbruch tut. Prunkvoll, aber nicht übertrieben vergoldet, vor allem mit Gemälden und Mosaiken verziert, mit extrem vielen Fenstern, die die Muster unterstützen, bieten sich viele Motive.
Irgendwann zogen wir dann weiter. Das war dann wirklich wie ein Viehtreibergedöns. Der Schuhwechselbereich war ziemlich überlaufen, und dann ging es nicht mehr raus, weil da draußen sich drei Richtungen kreuzten. Dank Baustelle lief einiges falsch… Irgendwann hatten wir dann doch wieder frische Luft zum Atmen und wuselten uns durch die Massen. Nächste Station: Hagia Sophia. Wieder ging es über den Sultan Ahmet Park. Auf dem Platz an gleicher Stelle erwähnte der guide, dass wir auch jetzt keine Zeit verschwenden sollten für Fotos, wir kämen noch öfter hierher. Also gingen wir weiter um die Schlange vor der Hagia Sophia zu verlängern.
Der Besuchsbereich ist hier getrennt auf der zweiten Etage, so dass man Schuhe anbehalten darf. Der Gebetsbereich ist im Erdgeschoss. Das Gebäude hat seine besten Zeiten hinter sich. Die Farbe blättert, es schimmelt, der Putz bröckelt. Aber man ist aktiv an diversen Stellen in Restaurierung. Wie auch gestern in Kusadasi schon gehört, spielen Maria und Jesus hier eine nicht unerhebliche, wenn nicht gar zentrale Rolle des Korans. Man lernt nie aus.
Von der Hagia Sophia geht es dann wieder zum Platz, an dem uns der Guide vom Fotografieren abhält, weil wir nochmal hierhin zurückkehren. Was dann folgt, ist eine absolute Farce. Wir werden wie ein Notfall-Viehtrieb durch Istanbul gejagt. 30 Minuten geht es durch die Straßen, bis wir vor einem goldenen Süßigkeitenladen anhalten. Hier gäbe es jetzt eine Präsentation und dann hätten wir eine Stunde zur freien Verfügung. Und was, außer Süßigkeiten kaufen können wir hier machen?
Und da es eben hieß, wir kehren zu dem Platz zurück, ist davon auszugehen, dass wir nach dieser Stunde wieder dort hin rennen. Wir haben schon genug gefuttert in den 9 Tagen und verzichten daher auf die sicherlich appetitmachende Präsentation. 🙂 Laufen ein wenig durch die Umgebung.
Nach besagter Stunde kommt der Guide, entschuldigt sich für die Umstände (???), bedankt sich für unsere Geduld und bittet uns, ihm zu folgen, natürlich zurück zum Platz. Und dann? So, jetzt könnt ihr drei Minuten ein paar Fotos machen, dann geht es zurück zum Bus und zum Mittagessen in ein Fischrestaurant. Zack zack, weg waren wir.
Der Bus ließ dann, die Vekehrsverhältnisse in Istanbul sind nicht für exakte Planungen geeignet, nur 10 Minuten auf sich warten. Wir stiegen ein und fuhren zum Fischmarkt, wo wir in einem der vielen Restaurants ein Mittagessen bekamen. Ich hatte zwar keinen Fisch, war trotzdem lecker. Ben schmeckte der Fisch garnicht.
Nach dem Essen ging es dann zu einer Anlegestelle für Ausflugsschiffe. Auf dem Programm stand eine Rundfahrt durch den Bosporus. Leider zog es eine wenig zu und tröpfelte auch ein paar Minuten, aber nicht schlimm und so genossen wir die erfrischende Fahrt mit Einblicken über die 8-Millionen-Metropole Istanbul.
Wir wurden abschließend zum Galataport gebracht und dort wieder zum Schiff geleitet.
Diese Hafenanlage ist der Hammer. Als wir aus der VIVA ausstiegen ging es in den Keller. Dort eröffnete sich uns eine Halle von mehreren Hundert Metern Länge. Die Busse standen dort zur Aufnahme der Ausflugsgäste. Bis zu 150 Busse könnten hier pro Stunde abgefertigt werden. Aus dem Keller ging es dann auf die Straßen. Bei der Rückkehr kamen wir 17:15 ungefähr in der Mitte der Halle wieder an. Die Schlange für das Boarding zog sich einmal längs durch die Halle. Also mussten wir zum Ende laufen. 17:23 In der Schlange tröpfelt es langsam vorwärts. Der erste Offizier rennt aufgeregt an der Schlange auf und ab. All aboard sollte 17:30 sein… Wenn wir am Eingang angekommen sind, müssen wir ja den ganzen Weg nochmals zurück, bis zum Ausgang zum Schiff und da auch wieder einige Meter, bis zum Schott.
Die Sicherheit vom Galataport lässt sich nicht aus der Ruhe bringen.
17:52 sind wir durch die Sicherheitsprüfung. Warum auch immer waren wir plötzlich die letzten. Vermutlich hat da jemand noch einen Durchgang geöffnet. Damit die 500 Leute hinter uns schneller durchkommen. Jedenfalls sind alle glücklich, dass kein Passagier fehlt. Das wäre jetzt noch die Krönung.
18:00 wir sind im Aufzug auf dem Weg zur Kabine. Die VIVA läuft bereits aus. und Zusatzgebühren sind damit keine entstanden.
Gegen 00:30 werde ich wach und sehe auf dem Monitor der BridgeCam (die ließen wir laufen, damit es nicht gar so stockdunkel in der Kabine war) eine Brücke, nächtlich beleuchtet. Na, wenn ich schon mal wach bin, kann ich da auch mal versuchen ein Foto zubekommen… Es müsste die Canakkale 1915 Korpus sein.
Gute Nacht 🙂